Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Ville sur Arce nach Joigny

Peter Thomas

aus Siegburg



9. Tag
Mittwoch 26.06.2002


Starte wieder zeitig, um halb acht bin ich wieder auf der Straße, allerdings ohne Frühstück. Dieses gibt es in einer Bar sur Seine im Ort Bar sur Seine: Croissants und Milchkaffee. Die Übernachtung in der Gite hat mich inklusive des Abendessens nur 15 Euro gekostet, in Anbetracht der luxuriös großen Unterkunft kann man da wirklich nichts gegen sage!

Meine Fahrt geht weiter über Chaource, Chessy les Pres und Saint Florentin nach Pontigny, der ehemaligen Zisterzienserabtei, die ich vor ein paar Jahren schon einmal mit meiner Frau besucht hatte. Die Renovierungen im Inneren sind weitgehend abgeschlossen, außen ist aber noch eine große Baustelle. Trotzdem ist diese riesige turmlose Kirche, die mitten auf freiem Feld steht wie ein Ozeanriese im Meer eindrucksvoll anzusehen. Übrigens ist - wie ich hier erfahre - Pontigny die Partnergemeinde von Sankt Thomas an der Kyll, wo ich vor ein paar Tagen übernachtet habe.

Nach einer ausgiebigen Rast geht es an die letzten dreißig Kilometer nach Joigny. Da die Fahrt auf der Nationalstraße N77 von Saint Florentin nach Pontigny wegen der vielen LKW recht nervend war, nehme ich die Nebenstrecke über Hauterive, leider mit einigen hässlichen Steigungen und kurzen, schnellen Abfahrten, sowie zu allem Übel noch mit einer Umleitung inklusive einer weiteren drei Kilometer langen Steigung.

Es ist heute wieder ziemlich heiß, und einen Sonnenbrand auf den Unterarmen habe ich wohl wieder bekommen, obwohl ich mich schon morgens mit Lichtschutzfaktor 12 eingeschmiert hatte. (Werde morgen wohl auf was Kräftigeres umsteigen.)

Die letzten zehn Kilometer von Migennes nach Joigny fahre ich wiedet auf der stark frequentierten Hauptstraße (D943), die einen nagelneuen Belag mit hässlich rauhem Asphalt und Rollsplitt hat, welcher pausenlos von den viel schneller als die erlaubten 50 km/h fahrenden Autos auf die (den?) sich hier langquälenden Radfahrer geschleudert wird. Ich bin froh, als ich Joigny erreiche und auch den städtischen Campingplatz gleich finde.

Der Platz liegt sehr schön, ist mit Hecken parzelliert, und so habe ich praktisch ein Privatgrundstück. Außerdem - welch ein Luxus! - gibt es eine (wegen der zur Zeit geringen Gästezahl nicht im ursprünglichen Sinn genutzte) Tischtennisplatte, die ich unter Zuhilfenahme eines aus der Dusche gemoppsten Hockers hervorragend als Schreib- und Esstisch nutzen kann.

Zu kaufen gibt es hier nichts, und so gibt es zum Abendessen Vanillepudding mit Madeleines und Apfel, was ich unterwegs „für alle Fälle“ eingekauft hatte.

Heiß war es heute, die hundertzehn Kilometer haben deshalb gereicht, aber ich bin bei weitem nicht so erschöpft wie an den ersten Abenden in Deutschland.

Morgen soll es möglichst bis Saint Benoit sur Loire gehen, etwa einhundert Kilometer.



Tagesstrecke 110 km