Die Laudes um zwanzig nach sechs verschlafe ich, das Morgengebet um acht Uhr feiere ich mit. Ich bin etwas ausgeruht, habe gut geschlafen, beschließe trotzdem, einen Ruhetag einzulegen. Ich verbringe den ganzen Tag mit Nichtstun, Wäsche waschen und flicken, Schlafen. Auch unterhalte ich mich lange mit dem Gastpater, erzähle, dass ich aus Deutschland, aus der Nähe von Köln komme. 'Köln', meint er ,'liegt aber doch nicht in Deutschland, sondern in Frankreich'. Doch, doch, ich bestehe darauf, dass Cologne in Deutschland liege, ich wisse das ganz genau, schließlich sei meine Heimatstadt Siegburg ja dort ganz in der Nähe. Und da weiß er wieder Bescheid, ja wo Siegburg liege, wisse er, da gäbe es ja auch ein Benediktinerkloster! Übrigens sind in der Communite von Urt zwei Mönche aus Siegburg, mit denen ich aber keinen Kontakt aufnehmen kann.

Der Pater interessiert sich sehr für mein für französische Verhältnisse exotisches Fahrrad. Ich merke, dass er es wohl gerne mal ausprobieren würde und biete ihm an, einmal damit zu fahren. Er nimmt freudig an, dreht zwei Runden und legt sich dann fast auf die Nase: 'Das Rad hat blockiert!' (Da hat er wohl die in Frankreich völlig unbekannte Rücktrittbremse erwischt!)

Die Messe in der Klosterkirche ist heute nicht wie normalerweise mittags um zwölf, sondern erst um fünfzehn Uhr, da sie als Exequien für Frère Francois gefeiert werden. Die Kirche ist übervoll, die Liturgiesprachen sind Französisch und Baskisch (wodurch ich von den Texten natürlich noch weniger verstehe als sonst in Frankreich).

Den Tag über ist es trocken, teils sogar sonnig, aber nach der Vesper fängt es wieder an zu regnen.

Ich denke auch über meine weitere Route nach. Ich hatte schon einmal in Erwägung gezogen, nicht den üblichen Weg durch die Pyrenäen, also die Route über Saint-Jean-Pied-de-Port, den Ibaneta-Pass und Roncesvalles zu nehmen, sondern das Gebirge zu umfahren und über Biarritz, Saint-Jean-de-Luz, Hendaye und weiter über Vitoria direkt nach Burgos zu abzukürzen. Gebe diese Idee jetzt aber wieder auf, denn nach dem Ruhetag fühle ich mich wieder gut bei Kräften.

Mal sehen, wie weit ich morgen komme, mindestens wohl bis Saint-Jean-Pied-de-Port, vielleicht aber auch weiter bis Valcarlos. Das wird vom Wetter abhängen und auch davon, wann meine Wäsche trocken ist, also meiner Abfahrtszeit hier.