Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Civray nach Bassac

Peter Thomas

aus Siegburg



17. Tag
Montag 04.07.2002


Lange und gut geschlafen, Frühstück um acht. Das Wetter ist gut, aufgelockerte Bewölkung und - wie es hier in der Stadt aussieht - kaum Wind. Also Ultreia! Ich will heute mindestens bis auf die Höhe von Angoulleme kommen, diese Großstatt aber weiträumig umfahren, möglichst aber noch weiter Richtung Libourne.

Ich starte um zehn Uhr. Die Fahrt bei wechselnder Bewölkung, milden Temperaturen und wenig Wind ist ein Genuss. Ich fahre über Ruffec, Aigre, Rouillac, Vaux Rouilllac, Merignac durch das Auf und Ab der Charente. (Man glaubt es kaum, aber da kommt im Laufe des Tages einiges an Höhenmetern zusammen, insgesamt 356 m.) Die Steigungen sind aber (fast) alle fahrbar. In Tusson (km 34) stand übrigens das erste Straßenschild mit Hinweis auf den Jakobsweg.

Weiter sollte es gehen über Chateauneuf-Charente und dann über kleinste Straßen direkt nach Süden, aber dann steht da in dem Örtchen Bassac plötzlich und unerwartet schon wieder ein Kloster, in dem ich als Pilger willkommen bin für die Nacht! Die fünfundsiebzig Kilometer sind bei den herrschenden Bedingungen eigentlich noch etwas wenig, aber was soll's, ein Kloster mit seiner Gastlichkeit und Spiritualität ziehe ich irgendeinem 'camping municipal' in jedem Fall vor.

Eine etwas eigenartige Gemeinschaft ist das hier, keiner im Klosterhabit, nur einer ist wie ein Priester gekleidet, aber nicht wie ein Mönch. Mein Französisch reicht nicht aus um Einzelheiten zu erfragen, leider.

Gegen neunzehn Uhr wird in der Kapelle ein Abendgebet gehalten, ähnlich einer Komplet, mit den sechs Freres und einigen Gösten. Anschließend bekomme ich zusammen mit den Brüdern Abendessen. Hier wird - anders als bei den Benediktinern - bei Tisch auch geredet, was ich geradezu anstrengend finde! Benediktinische Stille hat schon was für sich, besonders wenn man wie ich die Sprache des Gastlandes nicht genügend beherrscht, um tiefer als etwa 'schönes Wetter heute, nicht wahr' gehende Gespräche führen zu können.

Nach dem Essen mache ich noch einen kleinen Fotospaziergang um das Kloster und durch den schönen Klosterpark.

Morgen plane ich bis in die Nähe von Libourne oder Bordeaux zu kommen, eventuell weiter. Heute, am siebzehntenvon sechsunddreißig geplanten Reisetagen, habe ich mit insgesamt knapp 1300 Kilometern etwa die Hälfte der errechneten Gesamtweglänge erreicht. Das bedeutet, dass ich ganz gut im Zeitplan liege, wenn auch mit wenig Reserven. Aber es ist zu schaffen, jedenfalls sieht die Bilanz heute besser aus als noch vor ein paar Tagen, als ich die Möglichkeit der 'Abkürzung' in Erwägung gezogen hatte.



Tagesstrecke 75 km