Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Beaugency nach Tours

Peter Thomas

aus Siegburg



13. Tag
Sonntag 30.06.2002


Da ich meine in Commercy neu erworbene Reisetasche, die an drei Stellen auf insgesamt zwanzig Zentimetern aufgerissen war (zu knapp gefasste Nähre, billiger Supermarktschrott) nähen musste, kann ich wieder erst spät, gegen halb zehn aufbrechen.

Wieder eine schöne, kühle Fahrt entlang der Loire auf kaum befahrenen Nebenstraßen auf dem Deich (die für KFZ nicht als Durchgangsstraße zu nutzen sind, da in der Mitte zwei Orten eine für Autos unpassierbare Absperrung steht), wieder teils direkt am Fluss, teils in einiger Entfernung. Allerdings ist der Radweg hier nicht mehr bezeichnet, nur in der Richtung nach Beaugency, sodass es manchmal nicht ganz trivial ist, den richtigen Weg zu finden. (Manchmal muss ich probieren, aus welcher der Alternativen der Wegweiser zurück nach Beaugency zu sehen ist.)

Bis Blois (kurze Besichtigung der Kathedrale) geht es auf der nördlichen Loireseite immer weiter über die kleinen Sträßchen, auch mal über ein Stück Wanderweg, der aber sehr gut befahrbar ist.

Hinter Blois fahre ich wieder südlich der Loire, zuerst auf dem (wenig befahrenen) Deich, später auf der D751, auf der lebhafter Verkehr herrscht. Die PKW-Fahrer sind aber in der Regel sehr rücksichtsvoll und überholen mit großem Seitenabstand; LKW sind wegen des Sonntags nicht unterwegs. Nur selten meint ein eiliger Zeitgenosse, er müsse - ohne eine Lücke im Gegenverkehr abzuwarten - mit Tuchfühlung überholen. (Besonders schlimm in diesem Zusammenhang sind übrigens die Zweiradfahrer!)

Den ganzen Nachmittag über herrscht ein strammer (aber kühler) Gegenwind, sodass ich oft nur im vierten Gang fahren kann, obwohl die Strecke ganz flach ist.

Ich erreiche die Kathedrale von Tour um 18h und bekomme vom Sakristan meinen Tagesstempel. Nach der Besichtigung und ein paar Fotos ....

Plötzlich höre ich, wie die Alarmanlage meines vor dem Portal abgestellten Fahrrads anschlägt. Ich renne nach draußen, aber es ist niemand mehr zu entdecken, der sich am Rad oder Gepäck zu schaffen machte. Der 'Interessent' wird sich gehörig erschreckt haben, als die Sirene losging, denn wer rechnet bei einem Fahrrad schon mit so etwas!

.... und ein paar Fotos ist um 18h30 Messe, die ich mitfeiere. Keine Orgel zur Begleitung der Gemeindegesänge, sondern ein Kantor, der vom Ambo aus führte, was mir ganz gut gefallen hat.

Nach der Messe kümmere ich mich um die heutige Unterkunft. Es gibt keinen Campingplatz in meiner Reichweite, und die ganz billigen Hotels sind alle schon voll belegt. Und so lande ich gegen halb neun in einem Zweisternehotel, leider viel zu teuer, besonders im Vergleich zu dem 'sternlosen' gestern. Aber erstens ist Tours ja ein beliebtes Touristenziel, zweitens natürlich sowieso mit großstädtischem Preisniveau und drittens hätte ich eben besser früher Quartier machen sollen.

Abendessen in der Altstadt, um halb elf bin ich im Bett. Morgen will ich versuchen mit der Bahn oder einem Leihwagen ein paar hundert Kilometer zu *mogeln', der Wecker wird um 7h30 klingeln.



Tagesstrecke 102 km