Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Siegburg nach Altenahr

Peter Thomas

aus Siegburg



1.Tag
Dienstag 18.06.2002



Eigentlich hatte ich ja schon einen Tag früher fahren wollen. Aber nach dem schönen Proben- und Einkehrwochenende in Wissen, wo ich von den Sängerinnen und Sängern 'meines' Chores herzlichst mit den Irischen Segenswünschen verabschiedet worden bin, brauchte ich doch noch einen Tag, um Reisegepäck und Stimmung auf die neue Fahrt umzustellen.


Mein bepacktes Fahrrad

Heute also geht es endlich los. Obwohl ich nur das allernötigste Gepäck zusammengestellt hatte (schließlich gab es ja in der Literatur und im Internet genügend Warnungen davor, zu viel Klamotten mitzunehmen), werden beim Beladen des Fahrrads gleich noch ein paar Teile mehr aussortiert.


Credencial

Ich verlasse meine Heimatstadt Siegburg, die im Mittelalter selbst ein wichtiges Etappenziel auf dem Jakobsweg war, gegen halb zehn bei heißestem Wetter (das Radio meldete um 9 Uhr einen Hitzerekord), der Himmel ist ohne eine einzige Wolke. In meinem Pfarrbüro „Sankt Maria Königin“ hole ich mir den heutigen Tagesstempel für mein Credencial, den obligatorischen Pilgerausweis.

Es geht zwar ein kräftiger Wind, besonders als ich in Bonn den Rhein erreiche. Aber leider kommt der Wind aus der falschen Richtung, nämlich von vorne. Und so ist das Fahren ziemlich anstrengend.

Auf einer Sandbank am Rhein mache ich schon die erste Pause. (Und vor der Weiterfahrt packe ich noch einen gut faustgroßen Kieselstein ein.)

In Linz setze ich mit der Fähre über den Rhein und fahre dann weiter die Ahr aufwärts. Der schöne Radweg verläuft zum Glück über lange Strecken im Schatten, aber die Hitze ist jetzt bei der hochstehenden Sonne noch größer als am Morgen. Und so beschließe ich, schon ziemlich „kaputt“, aber auch weil für den Abend heftige Gewitter angesagt sind, die Fahrt für heute bereits in Altenahr zu beenden, nach knapp 75 Kilometern. (Diese Strecke war ich an einem der vergangenen Wochenenden als Trainingstour ohne große Mühe hin und zurück an einem Tag gefahren.)

In Erwartung des Gewitters versuche ich, in der Jugendherberge unterzukommen, aber leider sind alle Betten belegt, sodass ich doch weiter zum Campingplatz fahre. Ich baue dort mein kleines Zelt auf (na ja, eigentlich sieht es auch gar nicht mehr nach Gewitter aus!), genieße die kalte Dusche und fahre in den Ort, um zum Abend eine Pizza zu essen.

Während ich auf das Essen warte, höre ich im Radio, dass heute Mittag in Koblenz das Thermometer bis auf 39 °C gestiegen war; in Bonn dürfte es kaum weniger gewesen sein! Morgen soll es - nach heftigen Gewittern, „besonders in der Eifel“, mit Hagel und Sturm - noch heißer und schwüler werden. Schaumerma!

Abends werde ich noch von einem holländischen Paar, das mit dem Wohnmobil in der Nähe steht, zu einem Bier eingeladen. Sie hatten an meiner Ausrüstung gesehen, dass ich eine längere Tour fahre und - wie sie mir sagten - sogar daran gedacht, dass ich vielleicht ein Jakobspilger sei, denn eine ihrer Töchter ist vor ein paar Jahren auf dem Camino gewesen. Sie sind richtig froh, dass sie richtig vermutet hatten; und ich bin froh, dass ich ein Stündchen auf einem bequemen Campingsessel sitzen darf!

P.S. Ich habe mal zusammengerechnet, was ich heute so getrunken habe: Fast 7 (sieben) Liter habe ich gebraucht. Wenn das so weitergeht ... !



Tagesstrecke 74 km